Fährt man derzeit auf die Hofstelle, fällt sofort der große Bagger ins Auge – ein Gerät, welches normalerweise nicht unbedingt zur Landwirtschaft gehört. Auf Nachfrage der FDP-Ortsvorsitzenden Dagmar Brockmann erklärt der Landwirt, dass man schon seit circa einem Jahr eine PV-Anlage auf dem Dach habe, es aber bisher noch nicht zu einem Anschluss gekommen sei. Das sei sehr ärgerlich, denn man wolle ja Strom produzieren, den man sowohl für den Eigengebrauch als auch für die Einspeisung ins Netz nutzen könnte. Aber jetzt soll es bald soweit sein. Die Installation der PV-Anlage ist bezahlt, aber in diesem Fall kann noch kein Ertrag erwirtschaftet werden. Das sieht in den anderen Bereichen deutlich anders aus. Auf dem Hof leben drei Generationen unter einem Dach und zusätzlich circa 130 Kühe aus eigner Nachzucht, knapp 500 Legehennen und zwei Alpakas. Regelmäßig bieten Gerd-Hollings Interessierten an, sich die Haltung und den Hofbetrieb anzuschauen und erklären zu lassen. „Schön, wenn Menschen auf den Hof kommen und sich für die Landwirtschaft interessieren“, findet Nicole Gerd-Holling. „Wichtig ist uns, ein respektvoller und nachhaltiger Umgang mit Mensch, Tier und Natur“, pflichtet Christoph Gerd-Holling seiner Frau bei und beschreibt, dass der größte Teil des Futters auf den eignen Äckern und Wiesen produziert wird. Nicht nur das – auch für die Wärmeerzeugung werden Hackschnitzel aus dem eignen Wald genutzt. Man setzt hier in allen Bereichen auf regionale Erzeugnisse und ebenso auf eine gute nachbarschaftliche Zusammenarbeit. So wird das Eis vom Eiscafé Misurina in Wolbeck mit Eiern vom Hof Gerd-Holling hergestellt und im Gegenzug liefert das Eiscafé selbsthergestelltes Eis an Gerd-Holling, die das neben selbst produziertem Käse, Eiern und anderen kleinen Köstlichkeiten in eigenen Regiomaten – also Verkaufsständen – unter anderem an der Hofstelle und in Sendenhorst unter „Hollis Kuhlomat“ 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche, täglich frisch, anbieten. Jedes Familienmitglied – auch der Nachwuchs – hat sein eigenes Lieblingsaufgabenfeld. „Wir wollen uns auch weiterhin zukunftsorientiert aufstellen, denn die nächste Generation steht schon mit eigenen Ideen in den Startlöchern“, erklärt Gerd-Holling. „Dafür ist es aber wichtig, dass wir uns bei Investitionen, die wir selbstverständlich einplanen, darauf verlassen können, dass die Vorgaben Sinn ergeben und nicht alle paar Jahre über den Haufen geworfen werden, damit wir im Vergleich zum europäischen Ausland wettbewerbsfähig produzieren können.“ Mit der ausufernden Bürokratie und immer neuen Verordnungen, ohne die Landwirte ernsthaft mit einzubeziehen, schafft man kein Vertrauen, findet Gerd-Holling gegenüber den Liberalen deutliche Worte. Ob das zugesagte Entlastungspaket der Bundesregierung hier ausreicht oder noch nachgesteuert werden muss, bleibt abzuwarten. In einem Punkt sind sich alle Beteiligten einig: Gerade deutsche Landwirte produzieren ihre Erzeugnisse nach hohen Standards und darum ist es wichtig, die Landwirtschaft hier zukunftsfähig zu erhalten und im Gespräch zu bleiben. Zur Stärkung für den Heimweg per Leeze gab es für die Mitglieder der FDP noch eine Probe der selbstgemachten Käsesorten.
Fotos und Text: FDP Everswinkel